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Herta Müller Foto Stephanie Von Becker Herta Müller Foto Stephanie Von Becker
Herta Müller Foto Stephanie Von Becker

Herta Müller

im Gespräch mit Denis Scheck

„Wörter können und dürfen alles“, sagt die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Geboren wurde sie am 17. August 1953 in dem deutschsprachigen Dorf Nitzkydorf in Banat / Rumänien. Ihr Großvater war ein wohlhabender Bauer und Kaufmann, der unter dem kommunistischen System in Rumänien enteignet wurde. Ihre Mutter wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu mehrjähriger Zwangsarbeit in ein ukrainisches Lager deportiert, ihr Vater, ehemals Soldat der Waffen-SS, verdiente seinen Lebensunterhalt als LKW-Fahrer. „Der Bogen von einem Kind, das Kühe hütet im Tal, bis hierher ins Stadthaus von Stockholm ist bizarr. Ich stehe (wie so oft) auch hier neben mir selbst.“ So begann Herta Müller ihre Tischrede nach der Verleihung des Nobelpreises – ein unvergessliches Bild für ihre Herkunft und ihren Weg.

Nach einem Publikationsverbot und Repressionen durch den Geheimdienst Securitate konnte sie 1987 nach Berlin ausreisen, wo sie heute lebt. Herta Müller ist eine große Autorin, die für die Schrecken und Repressionen des Totalitarismus, für Angst, Hass, Intoleranz und die heikle, fragile Freiheit eine unverwechselbare, eindringliche und genaue literarische Sprache gefunden hat. Ihr Werk kreist wie kein zweites um die Themen Macht und Widerstand in der Diktatur, um Wahrheit und Lüge. „Schönheit“, sagt Herta Müller, „ist politisch“. Zu ihren bekanntesten Werken gehören die Romane „Atemschaukel“ und „Der Fuchs war damals schon der Jäger“, die Prosabände „Niederungen“ und „Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt“, der Essayband „Der König neigt sich und tötet“ und der Gesprächsband „Mein Vaterland war ein Apfelkern“. Für ihren Roman „Herztier“ wurde sie 1998 mit dem Impac Dublin Literary Award ausgezeichnet, dem weltweit höchstdotierten Literaturpreis für ein einzelnes Werk. Nach zahlreichen weiteren Ehrungen erhielt sie 2007 den Nobelpreis für Literatur.

„Wer sie liest, gewinnt Lebenszeit: Herta Müller ist eine Sprachmagierin, die sich die Welt nicht vorschreiben lässt“, schreibt der Schriftsteller Michael Lentz. Herta Müller ist bei den Ruhfestspielen zu Gast bei dem Literaturkritiker und Moderator Denis Scheck.

Denis Scheck Foto Günter Schwiering
Foto: Günter Schwiering