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Olga Tokarczuk quer 09 c Łukasz Giza Olga Tokarczuk quer 09 c Łukasz Giza
Olga Tokarczuk quer 09 c Łukasz Giza

Olga Tokarczuk

Gespräch und Lesung

Moderation und Übersetzung: Olga Mannheimer
Deutsche Lesung: Sabine Osthoff

Die Ruhrfestspiele 2023 eröffnen am 3. Mai mit der Deutschlandpremiere „Drive Your Plow Over the Bones of the Dead“ (wörtlich übersetzt: „Zieh deinen Pflug über die Gebeine der Toten“) in der Regie von Simon McBurney, einer Adaption des Romans der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk (deutscher Titel: „Gesang der Fledermäuse”). Am 7. Juni wird dann Olga Tokarczuk selbst zu Gast bei den Ruhrfestspielen sein und im Gespräch ihren neuen Roman „Empusion. Eine natur(un)heilkundliche Schauergeschichte“ vorstellen und besondere Einblicke in ihr schriftstellerisches Laboratorium, „Übungen im Fremdsein“ geben.

Olga Tokarczuk, 1962 im polnischen Sulechów geboren, studierte Psychologie in Warschau und lebt heute in Breslau. Sie zählt zu den bedeutendsten europäischen Autor*innen der Gegenwart. Ihr Werk umfasst bislang neun Romane und drei Erzählbände, wurde in 37 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zum Schreiben zieht Olga Tokarczuk sich in ein abgeschiedenes Berghäuschen an der polnisch-tschechischen Grenze zurück. 2019 wurde sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. „Ihr Werk“, so ist zu lesen, „zeigt auf exemplarische Weise, welch innovative Formen künstlerisches Erzählen im 21. Jahrhundert annehmen kann. Damit setzt sie Maßstäbe für die Weltliteratur“. Ihr neuer Roman „Empusion“ ist ein feministisch-ökologischer Schauerroman, ihre Antwort auf Thomas Manns „Der Zauberberg“:
September 1913, Görbersdorf in Niederschlesien. Inmitten von Bergen steht seit einem halben Jahrhundert das erste Sanatorium für Lungenkrankheiten. Mieczysław Wojnicz, Ingenieurstudent aus Lemberg, hofft, dass eine neuartige Behandlung und die Luft des Kurorts seine Krankheit aufhalten, wenn nicht gar heilen werden. Die Diagnose allerdings gibt nur wenig Anlass zur Hoffnung: Schwindsucht. Mieczysław steigt in einem Gästehaus für Männer ab. Kranke aus ganz Europa versammeln sich dort, und wie bei Thomas Mann diskutieren und philosophieren die Herren unermüdlich miteinander – mit Vorliebe bei einem Gläschen Likör mit dem klingenden Namen „Schwärmerei“. Wird es Krieg geben in Europa? Welche Staatsform ist die beste? Merkt man einem Text an, wer ihn verfasst hat – eine Frau oder ein Mann? Und mit der „Frauenfrage“ befasst sich diese Herrenriege besonders gern. Auch bietet die kleine Welt von Görbersdorf reichlich Gesprächsstoff: Die Frau des Pensionswirts begeht Selbstmord. Zudem, so heißt es, komme es häufig zu mysteriösen Todesfällen in den Bergen ringsum. Was Mieczysław nicht weiß: Dunkle Mächte haben es auch auf ihn abgesehen.
Wie baut Olga Tokarczuk ihre Geschichten auf? Welcher realistischen und fantastischen Motive bedient sie sich? Wie konstruiert sie ihre Figuren, die so unterschiedliche Gefühle bei den Leser*innen wecken? In ihrem Schreiben bemüht sie sich, die Welt in ihrer unendlichen Komplexität zu begreifen und vermeintlich alltäglichen Dingen einen neuen Sinn zu verleihen.

Dauer: 1 Std. 30 Min.
keine Pause