Die Ärztin
von Robert Icke
sehr frei nach „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler
Regie: Stefan Pucher
Schauspiel Hannover
Eine minderjährige Patientin liegt nach einem heimlichen Abtreibungsversuch im Sterben. Dem katholischen Priester, der ihr die letzte Ölung geben will, wird der Zutritt verweigert. Während der hitzigen Auseinandersetzung stirbt das Mädchen ohne medizinischen und religiösen Beistand – ein Vorfall, der sich zum gesellschaftlichen, politischen und rassistischen Skandal hochschaukelt. So hat es der Wiener Arzt und Autor Arthur Schnitzler in seinem Stück „Professor Bernhardi“ bereits Anfang des letzten Jahrhunderts beschrieben. Der britische Autor und Regisseur Robert Icke hat daraus einen packenden Moralthriller von heute gemacht.
Sein Professor Bernhardi ist die renommierte jüdische Ärztin Ruth Wolff. Ihre rigorose Haltung gegen den katholischen Priester löst antisemitische Reaktionen aus. Zugleich ist der Priester ein Schwarzer Mann, der sich von der Ärztin diskriminiert fühlt. Die Eltern des verstorbenen Mädchens sind einflussreiche Sponsoren, mit Verbindungen in die Politik. Die Zukunft der gesamten Klinik ist bedroht. Im Auge eines sozialmedialen „Shitstorms“ befindet sich Ruth, die das Spiel der politischen Korrektheit und die Rituale der Reue nicht mitspielen will.
„Die Ärztin“ ist der Publikumserfolg des Schauspiel Hannover. Messerscharf untersucht das Stück in der Regie von Stefan Pucher, welche Rolle Identität für das menschliche Handeln spielen darf. Es zieht die Zuschauenden in den Bann und tief hinein in eine komplexe Diskussion um Gender-, Identitäts- und soziale Fragen.
„Dank des überzeugenden Zusammenspiels des sehr diversen Ensembles ist ‚Die Ärztin‘ ein wirklich anregender und analytischer Diskussionsstoff, um die brutal ungerechten Ergebnisse eskalierender Schuldzuweisungen zu besprechen.“ Süddeutsche Zeitung
Audio-Einführung zu "Die Ärztin"
von Dramaturg John von Düffel (Staatstheater Hannover)
Mit: Johanna Bantzer, Nikolai Gemel, Christine Grant, Lukas Holzhau-sen, Wolf List, Miriam Maertens, Nicolas Matthews, Viktoria Mikne-vich, Hajo Tuschy; Livekamera: Ute Schall, Hannes Francke
Regie: Stefan Pucher
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Annabelle Witt
Musik: Christopher Uhe
Video: Hannes Francke, Ute Schall
Dramaturgie: John von Düffel
Altersangabe: 14+
Foto: Kerstin Schomburg
inkl. Pause