Der Arzt kämpft ohne Aussicht auf sein eigenes Überleben, er weiß, dass sein Kampf gegen die Seuche aussichtslos ist. Der Bazillus bleibt unbesiegbar, auch wenn die Pest Oran nach neun Monaten so unvermittelt wieder verlässt, wie sie gekommen ist. „Rieux wusste, dass der Pestbazillus nie stirbt und nie verschwindet, und dass vielleicht der Tag kommen würde, an dem die Pest ihre Ratten wecken und zum Sterben in eine glückliche Stadt schicken würde.“ Albert Camus’ weltberühmter Roman aus dem Jahr 1947 fragt nach der Möglichkeit menschlichen Handelns im Angesicht der Katastrophe. Während des Zweiten Weltkriegs geschrieben, gilt er als Bild für den Kampf der Résistance gegen die Besetzung Frankreichs ebenso wie als zeitlose Auseinandersetzung mit dem metaphysischen Problem des Bösen. Was kann der Mensch tun gegen ein Verhängnis? Auch wenn er machtlos ist, ist es seine Pflicht zu kämpfen oder eine Revolte anzuzetteln, mit Mut, Willenskraft und Nächstenliebe. Sinnlich und bedrohlich bringen der Regisseur András Dömötör und sein fulminanter Schauspieler Božidar Kocevski mit einfachsten Mitteln die essentiellen Fragen des Romans auf den Punkt. Spannend wie ein Thriller.
„Dömötör zeigt, wie man ganz ohne flache Aktualisierung mit so einem moralphilosophischen Text dann auch eine politische Botschaft vermitteln kann: Haltung zeigen, solidarisch sein, Mensch bleiben. Darum geht´s ja eigentlich.“ rbbKultur