Geboren 1984, inszenierte sie an den wichtigsten polnischen Theatern und erhielt zahlreiche Preise, u. a. 2016 den renommierten polnischen Kulturpreis „Paszport Polityki“ für ihre epischen, opulenten Bühnenvisionen und für die Erforschung von weiblichen Perspektiven in der männerdominierten Welt. Im konservativen Polen sorgt sie damit regelmäßig für Aufregung. Nach dem Schauspiel Freiburg arbeitete Ewelina Marciniak 2019 zum zweiten Mal in Deutschland: mit „Der Boxer“ am Thalia Theater Hamburg gelang ihr eine vielbeachtete Uraufführung. In „Die Jakobsbücher“ geht es um eine der bedeutendsten Figuren des 18. Jahrhunderts: Jakob Frank, Anführer der mystischen Bewegung der Frankisten. Den einen galt er als Weiser und Messias, den anderen als Scharlatan und Ketzer. Jakob war entschlossen, sein Volk, die Juden Osteuropas, für die Moderne zu öffnen und setzte sich für ihre Rechte ein, für Freiheit, Gleichheit, Emanzipation.
Diese unglaubliche Lebensgeschichte des Grenzgängers erzählen im Roman Anhänger und Feinde: So entsteht das Panorama einer krisenhaften Welt an der Schwelle zur Moderne. Zugleich ist der Roman ganz heutig: Er stellt die Frage, wie wir uns die Welt als eine gerechte vorstellen können. Er ist ein Plädoyer für ein vielstimmiges Europa. Die Inszenierung sucht nach neuen Erzählformen politischer und historischer Themen. Sie zielt auf die universellen Werte, die heute wieder in Frage gestellt werden: persönliche Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Gemeinschaftlichkeit.