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Haltung und Hoffnung: Das Programm der Ruhrfestspiele 2022

02.03.2022

Pressemitteilung inkl. Spielplan zum Download

Festivalzeitraum: 1. Mai bis 12. Juni 2022

Wie können wir in Frieden miteinander leben? Wie tolerant sind wir gegenüber anderen Meinungen? Wie leicht akzeptieren wir Fakten, die unsere eigenen Vorstellungen erschüttern? Lassen wir uns gern auf Unbekanntes ein? Wie leicht gelingt es uns, Neues tatsächlich kennenzulernen? Sind wir angewiesen auf Geschichten, die keine Fragen offenlassen? Wie begegnen wir dem oder der anderen? Neugierig? Mit offenem Herzen? – Unter dem Motto „Haltung und Hoffnung“ haben der Intendant der Ruhrfestspiele Olaf Kröck und sein Team heute das Programm der Ruhrfestspiele 2022 vorgestellt.

„Ich freue mich, dass die Ruhrfestspiele nach zwei Jahren endlich wieder ein Ort der direkten, persönlichen Begegnung sein werden. Recklinghausen wird wieder ein Raum für die Kunst werden, für das Theater und die Begegnung von Künstler*innen aus der ganzen Welt mit ihrem Publikum. Dafür haben wir ein vielfältiges, internationales Programm zusammengestellt, dass in seinen künstlerischen Haltungen noch entschiedener geworden ist. Die Theaterkunst hat an Kraft gewonnen. Sie ist haltungsstark und tiefgründig. Es ist Kunst, die etwas will“, so Festspielchef Olaf Kröck.

Zur aktuellen politischen Lage in Europa sagte Olaf Kröck: „Es macht mich tief betroffen, dass Krieg in Europa herrscht. Einem souveränen Land wird sein Existenzrecht aberkannt und ein Invasionskrieg aufgezwungen. Der Mut des ukrainischen Volkes, sich dieser Aggression zu widersetzten und die Solidarität und Entschiedenheit, mit der die Welt diesem Völkerrechtsbruch begegnet, zeigt, dass Freiheit, Menschenrechte und das Bestreben nach einem Leben in Frieden nicht verhandelbar sind. Unsere Solidarität gilt allen Menschen der Ukraine.“

Das Programm der Ruhrfestspiele 2022

92 Produktionen mit rund 220 Veranstaltungen, davon u. a. eine Weltpremiere, sieben Deutschlandpremieren und zwei Eigenproduktion sind im Spielplan zwischen dem 1. Mai und dem 12. Juni geplant. Insgesamt acht Produktionen sind koproduziert. Die Ruhrfestspiele nutzen dabei rund 15 Spielstätten im Ruhrfestspielhaus, in der Halle König Ludwig 1/2 und im Theater Marl, in der Recklinghäuser Innenstadt und an zahlreichen weiteren Orten. Beteiligt sind mehr als 650 Künstler*innen aus rund 20 verschiedenen Ländern, darunter u. a. aus Südafrika, Australien, der Ukraine, Ghana, Estland, Mexiko, Marokko, Italien, Großbritannien, Irland, Belgien, Frankreich, Spanien, Finnland, Griechenland, der Schweiz und Österreich.

Die Ruhrfestspiele haben für ihre 76. Spielzeit bewusst erneut einen internationalen, genreübergreifenden Auftakt geplant. Die diesjährige Eröffnungsrede hält die Schriftstellerin, Herausgeberin und politische Aktivistin Sharon Dodua Otoo. Engagiert und anarchisch, augenöffnend und spannend gelingt der Bachmann-Preisträgerin ein Um- und Neudenken von Perspektiven und Erfahrungen. Ihr Erzählen findet neue Zugänge zu gesellschaftlichen Umbrüchen, individuellen Erinnerungen und kollektiven Traumata. Die Eröffnungsinszenierung der Ruhrfestspiele ist die Deutschlandpremiere „SIBYL“ des südafrikanischen Künstlers William Kentridge. Seit seinen frühen Jahren arbeitet der Maler, Bildhauer und Regisseur in seiner Kunst mit theatralen Ausdrucksformen. Der bildgewaltige Abend ist übervoll mit Musik, Literatur, Film, Theater und Tanz. Er denkt nach über die Natur, die Mythologie, die Vielfalt menschlicher Kulturen und Sprachen, er handelt von der Entstehung von Kunst und der Sehnsucht nach Gemeinschaft.
Am folgenden Tag zeigt der italienische Theatervisionär Romeo Castellucci mit „Bros“ eine Theaterarbeit über Macht, Gewalt und Hoffnung. Die Deutschlandpremiere und Koproduktion mit Societas ist ein ästhetisches und politisches Manifest. Außerdem startet im Rahmen der Eröffnung bereits am 1. Mai die diesjährige Kunstausstellung der Ruhrfestspiele 2022 und präsentiert die estnische Künstlerin Flo Kasearu mit ihrer ersten großen Einzelausstellung.

Mit „Tao of Glass“ von Philip Glass und Phelim McDermott, koproduziert mit dem Manchester International Festival, steht eine weitere internationale Produktion als Deutschlandpremiere auf dem Spielplan der Ruhrfestspiele 2022. Im Genre Schauspiel zu sehen sind zudem u. a. die Schaubühnen-Inszenierung von „Eurotrash“ mit Angela Winkler und Joachim Meyerhoff, „Mein Name sei Gantenbein“ des Berliner Ensembles mit Matthias Brandt und endlich das lange angekündigte Gastspiel der „Dreigroschenoper“ in der Regie von Barrie Kosky, ebenfalls vom Berliner Ensemble.

Die zentralen Produktionen im Genre Tanz sind in diesem Jahr die Hofesh Shechter Choreografie „Double Murder“ mit „Clowns“ und „The Fix“ (DE parallel zum Aufführungstermin in Köln) und endlich „The Sacrifice“ der südafrikanischen Choreografin Dada Masilo. Zudem präsentieren die Ruhrfestspiele die Deutschlandpremiere von Stefanie Lakes „Colossus“. Der Abend der australischen Choreografin entsteht im Sinne der Nachhaltigkeit als lokale Kooperation mit dem Institut für Zeitgenössischen Tanz der Folkwang Universität der Künste.

Die Ruhrfestspiele haben die Autorin Sharon Dodua Otoo eingeladen, innerhalb der Festspiele ein eigenes, neues Literaturfestival zu gestalten: „Resonanzen – Schwarzes Literaturfestival“ ist entwickelt als dreitägiges Festival mit einem Rahmenprogramm – eine Plattform für deutschsprachige Schwarze Nachwuchsautor*innen. Im Fokus stehen dabei die Förderung angemessener Teilhabe, ein Um-, Neu- und Weiterdenken von Perspektiven und Erfahrungen innerhalb der deutschsprachigen Literaturszene. Resonanzen 2022 ist geplant als Kickoff für eine alljährliche Fortsetzung des Festivals in wechselnden Kooperationen mit anderen Theatern oder Institutionen.
In der Literatur setzen die Ruhrfestspiele zudem die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Kritiker und Moderator Denis Scheck fort. Eingeladen sind in diesem Jahr Antje Rávik Strubel, Edgar Selge, Harald Schmidt und Paul Maar. Mit Lesungen zu Gast sind u. a. die Schauspieler*innen Caroline Peters und Charly Hübner.

Im Genre Neuer Zirkus präsentieren die Ruhrfestspiele weiterhin internationale Künstler*innen und Gruppen. Weltpremiere feiert die Mexikanerin Gabriela Muñoz mit ihrer neuen Produktion „Julieta“, die von den Ruhrfestspielen koproduziert wird. Aus Marokko ist die Groupe Acrobatique de Tanger mit ihrer Arbeit „FIQ!“ zu Gast, in der die Wurzeln der traditionellen marokkanischen Akrobatik in eine zeitgenössische Zirkussprache übersetzt werden. Die Ruhrfestspiele sind zudem Partner und Jurymitglied von Zirkus ON, dem Kreationsbündnis für Zirkuskunst in und aus Deutschland, und zeigen während der Festspiele u. a. „Runners“ der deutsch-spanisch-irischen Gruppe Hippana.Maleta und zwei neue Arbeiten junger Zirkuskünstler*innen in dem Format „Neuer Zirkus, kurze Stücke“.

Als Koproduktion mit Quarantine, Manchester, produzieren die Ruhrfestspiele auch in diesem Jahr ein Projekt im Stadtraum: „The people of … Recklinghausen Süd“ ist ein Audiospaziergang im öffentlichen Raum, der entlang einer festgelegten Route verschiedener Stationen mit dem Smartphone oder Tablet einzeln erlebt werden kann. Ebenfalls im Genre Zwischenräume ermöglicht es Interrobangs algorithmische O-Ton-Montage „Die Philosophiermaschine“ dem Publikum, mit den großen Denker*innen des 20. Jahrhunderts jeweils individuelle „Gespräche“ zu führen und zentrale Themen der Gegenwart neu zu verhandeln: Freiheit, Dissidenz, Anderssein, Zensur, gesellschaftliche Utopie, Hoffnung. Neben zahlreichen weiteren Produktionen des Genres nehmen die Ruhrfestspiele zudem die für 2020 geplante Kooperation mit der FIDENA, dem renommierten Figurentheaterfestival aus Bochum wieder auf und präsentieren zwei Produktionen: „Dimanche“ der belgischen Kompanien Chaliwaté und Focus und „The Hills are Alive“ aus dem Schauspielhaus Graz von und mit den preisgekrönten Figurenspielern Nikolaus Habjan und Neville Tranter.

Die Jungen Ruhrfestspiele schaffen Orte für Erfahrung, ästhetische und reale Gestaltung und Auseinandersetzung für junge Menschen. Die eingeladenen Produktionen kommen 2022 u. a. vom Theater der Jungen Welt, Leipzig, dem Berliner GRIPS Theater und dem Jungen Schauspielhaus Hamburg. Als Deutschlandpremiere zeigen die Jungen Ruhrfestspiele „Es war keinmal oder: Das Märchen von der Normalität“ von und mit Theater Hora und Henrike Iglesias. Gleichzeitig setzt das Team zahlreiche Mach Mit!-Angebote zum sinnlichen Erleben und zur kreativen Partizipation fort. Durch das „passt“-Förderprogramm „Zur Bühne“ des Deutschen Bühnenvereins im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ kann in diesem Jahr zudem das Sommerferienworkshop-Programm deutlich erweitert werden.

Die Ruhrfestspiele planen in der Saison 2022 eine Vielzahl weiterer Programmpunkte. Zentrale Musikacts sind Element of Crime und mit der franco-komorische Sängerin Imany ein internationaler Popstar. Im Bereich Kabarett sind u. a. Maren Kroymann, STORNO und Arnd Zeigler zu sehen.
Die Ruhrfestspiele wollen weiterhin intensiv mit ihrem Publikum ins Gespräch kommen. Zahlreiche Künstler*innen, u.a. William Kentridge, Stephanie Lake, Romeo Castellucci, Phelim Mc Dermott und Hofesh Shechter, sind in Live- und/oder digitalen Künster*innengesprächen zu Gast. Zusammen mit dem DGB ist die Fortsetzung der Reihe „Partei ergreifen!“ als Live- und digitale Veranstaltungsreihe in Planung. Im 2021 gegründeten Digitalen Ruhrfestspielhaus werden in diesem Jahr wieder internationale Filme zu sehen sein, z. B. „Nowhere“, der bereits jetzt legendäre Tanzfilm von Dimitris Papaioannou.

Alle Produktionen der Ruhrfestspiele 2022 finden Sie im Spielplan anbei. Weitere Informationen zum Programm, den beteiligten Künstler*innen und ihren Produktionen finden Sie zudem im Programmbuch 2022 und unter www.ruhrfestspiele.de.

Der Kartenvorverkauf für die Ruhrfestspiele 2022 beginnt am Donnerstag, 10. März, um 9:00 Uhr. Neu in diesem Jahr ist außerdem das Pat*innenkartensystem, das Kindern und Jugendlichen Zugang zu Kultur- und Bildungsangeboten ermöglichen soll. Besucher*innen der Ruhrfestspiele können im Webshop für 6,50 € Pat*innenkarten erwerben und damit finanziell benachteiligten Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an den verschiedenen Angeboten ermöglichen.