Hauptinhalt zeigen

Onlinepremiere von kainkollektiv & Clemens Meyers Rede für die ausgefallenen Ruhrfestspiele

17.06.2020

„Gaia-Projekt – Eine Cyborg-Oper“: Onlinepremiere von kainkollektiv am 27. Juni

Nach der Absage der diesjährigen Ruhrfestspiele hat kainkollektiv gemeinsam mit sputnik tv neugedacht und kreativ umgeplant, um die Uraufführung trotzdem zeigen zu können. Entstanden ist eine Onlineversion mit Livemomenten. Zehn Künstlerinnen aus Kanada, Kamerun, Iran, Kroatien, Frankreich und Deutschland erschaffen in „Gaia-Projekt – Eine Cyborg-Oper“ einen Möglichkeitsraum und exponieren sich in diesem Raum selbst mit ihren Fragen, Zweifeln, Stärken und Suchbewegungen. Aufgrund der Krise sind die Frauen an ihr Zuhause gebunden, aber dennoch durch das Internet verbunden. Dabei entdecken sie die Künste, die ihre Leben schon so lange begleiten, neu, erforschten ihre mystischen Ursprünge und erkennen die transformative Kraft, die Kunst haben kann.

Onlinepremiere am 27. Juni 2020, 21:00 Uhr
Weitere Vorstellungen: 1. & 2. Juli 2020, 20:00 Uhr

Den Link zum Livestream auf Youtube stellen wir auf www.ruhrfestspiele.de und auf unserer auf Facebookseite zur Verfügung. Die Aufführung ist in deutscher, englischer und französischer Sprache.

Koproduktion von kainkollektiv, Ruhrfestspiele Recklinghausen und tak Berlin
Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste und den Regionalverband Ruhr.

Clemens Meyer „Übers Reck – Versuche zu ‚Macht und Mitgefühl‘“
Rede für die ausgefallenen Ruhrfestspiele 202
0

Clemens Meyer, geboren 1977 in Halle (Saale), gehört zu den prägenden Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Seine Romane und Geschichten (u. a. „Als wir träumten“ (2006), „Die Nacht, die Lichter. Stories“ (2008), „Gewalten. Ein Tagebuch“ (2010), „Im Stein“ (2013), „Die stillen Trabanten“ (2017), mehrfach für das Kino verfilmt, sind kunstvoll, hart, einfühlsam, ehrlich, fesselnd und herzergreifend. Clemens Meyer erzählt Geschichten von Orten und Menschen, die verschwunden sind, über unser Land, aus unserer Gegenwart. Es sind Geschichten, so zerrissen wie unser Leben, so düster wie die Welt. Meyer erhielt zahlreiche Preise, darunter den Preis der Leipziger Buchmesse, „Im Stein“ stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis, wurde mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet und für den Man Booker International Prize 2017 nominiert.
Für die Ruhrfestspiele hätte er in diesem Jahr die Eröffnungsrede gehalten. Sie musste entfallen. Stattdessen schrieb er eine Rede für die ausgefallenen Ruhrfestspiele 2020: Übers Reck – Versuche zu „Macht und Mitgefühl“. Die Rede ist, ausgehend von dem diesjährigen Motto der Ruhrfestspiele, eine eindringliche und schmerzhafte Befragung deutscher Geschichte. Notizen, Erzähltes, Filme, Erinnerungen, Literatur und Persönliches – alles wird zum Material seiner Kunst: Ein wüster, gewaltiger Bewusstseinsstrom voll poetischer Kraft, ein furioses Cut-up. Splitter im Kopf. Im Bergwerk der Erinnerung, roh, unheimlich, verstörend klar. Für die Ruhrfestspiele entstand daraus ein halbstündiger Film, in dem man Clemens Meyer als Vortragenden erlebt: Die Filmaufnahmen entstanden im Juni 2020 u. a. in der menschenleeren, verlassenen Geisterstadt Pöldewitz, einem Ortsteil der sächsischen Stadt Groitsch im Landkreis Leipzig, dessen Bevölkerung aufgrund des geplanten Braunkohleabbaus umgesiedelt wurde, und an verschiedenen Orten der Galopprennbahn Scheibenholz in Leipzig.

Den mit Clemens Meyer entstandenen Film veröffentlichen wir am 17. Juni 2020 auf unserer Website.

Inside Out Project am Ruhrfestspielhaus verlängert

Bis Ende August bleibt die Fassade des Ruhrfestspielhauses eine riesige Fotocollage. Das Inside Out Project, initiiert von dem französischen Fotografen JR, wird so über den ursprünglichen Festspielzeitraum der Ruhrfestspiele 2020 hinaus für alle am grünen Hügel sichtbar sein. Die großformatigen schwarz-weiß Fotografien, die die Geschichten der Besucher*innen und Künstler*innen der Ruhrfestspiele erzählen, hängen seit Mitte Mai weithin sichtbar im öffentlichen Raum, an die Glasfassade des Ruhrfestspielhauses. Das Projekt veranschaulicht nicht nur das Nichtstattfinden, das Ausfallen der diesjährigen Ruhrfestspiele, sondern erinnert an die Kraft und Bedeutung der Kunst als lebenserhaltenden Reflexions- und Spielraum, an ihre Notwendigkeit für eine gemeinsame Selbstverständigung einer lebendigen Gesellschaft.