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Macht und Mitgefühl: Ruhrfestspiele 2020 – Die zweite Saison unter der Intendanz von Olaf Kröck startet am 1. Mai

28.01.2020

Pressemitteilung: Das Programm der Ruhrfestspiele 2020

Macht und Mitgefühl – Beide Begriffe scheinen sich widersprechende Kräfte zu sein, die nur schwer zueinander finden. Warum nehmen wir das so wahr? Warum soll Macht keinen Platz für Mitgefühl haben? Sind Empathie, Toleranz, Respekt und – allen voran – Solidarität unzeitgemäß geworden? Sind wir tatsächlich nichts als realitätsferne Romantiker ohne Sinn für kühlen Pragmatismus angesichts der Herausforderungen, die die Welt heute an uns stellt, wenn wir Anteilnahme, Mitgefühl, Nähe und Zugewandtheit zeigen? – Unter dem Motto „Macht und Mitgefühl“ hat der Intendant der Ruhrfestspiele Olaf Kröck heute das Programm der Ruhrfestspiele 2020 vorgestellt.

Olaf Kröck: „Die Gründungsgeschichte der Ruhrfestspiele mit ihrem Akt der Solidarität war vor über 70 Jahren der Auslöser für eine außergewöhnliche Verbindung von Kunst und Arbeit, von Kultur und Gesellschaft. In den Jahren ihres Bestehens haben die Ruhrfestspiele immer ein hohes Bewusstsein dafür gezeigt, woher sie kommen und in welcher Tradition sie stehen. Sie haben sich Jahr für Jahr bemüht, sich der Geschichte und dem historischen Erbe verpflichtet zu zeigen. Darum ist uns auch heute vielleicht sogar mehr denn je, ein politischer Blick auf die Welt mit den Mitteln der Kunst wichtig. Mit unserem diesjährigen Programm wollen wir die verschiedenen Aspekte des Politischen und Privaten in ein Verhältnis bringen.“

90 Produktionen mit rund 220 Veranstaltungen, davon eine Weltpremiere, drei Uraufführungen, sieben Deutschlandpremieren, eine Premiere, eine Eigenproduktion und eine Kunstausstellung in der Kunsthalle Recklinghausen werden zwischen dem 1. Mai und dem 13. Juni zu sehen sein. Acht Produktionen sind koproduziert. Die Ruhrfestspiele nutzen dabei zahlreiche Spielstätten im Ruhrfestspielhaus, der Halle König Ludwig 1/2 und Marl, in der Recklinghäuser Innenstadt, der Christuskirche und an zahlreichen weiteren Orten. Beteiligt sind mehr als 760 Künstlerinnen und Künstler aus rund 20 verschiedenen Ländern, darunter u. a. aus Südafrika, Australien, Südkorea, Marokko, Kanada, dem Iran, Israel, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Belgien, Griechenland, Österreich, Luxemburg, den Niederlanden, Schweden und Spanien.

Die Ruhrfestspiele eröffnen in diesem Jahr mit der Deutschlandpremiere „Tao of Glass“ von Philip Glass und Phelim McDermott, eine Koproduktion mit dem Manchester International Festival. Die Eröffnungsrede wird der Schriftsteller Clemens Meyer halten.
Zu den weiteren Höhepunkten der Ruhrfestspiele 2020 gehören die Deutschlandpremieren „Why?“, die neue Arbeit von Peter Brook aus dem Théâtre des Bouffes du Nord in Paris, „Die Jakobsbücher“ nach dem Roman der Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk in der Regie von Ewelina Marciniak vom Teatr Powszechny in Warschau, und die neue Arbeit von Dimitris Papaioannou, eine Koproduktion mit Onassis Stegi, Athen.
Eingeladen ist zudem Anne Teresa De Keersmaeker mit ihrer prominenten Arbeit „Rain“, die die Ruhrfestspiele in der Liveversion mit Orchester präsentieren. Kleists „Der zerbrochne Krug“ mit Werner Wölbern als Dorfrichter Adam hat als Koproduktion mit dem Schauspiel Hannover bei den Ruhrfestspielen Premiere. Ebenfalls als Koproduktion zeigen die Ruhrfestspiele zudem „Peer Gynt“ von John Bock und Lars Eidinger. Auf den Bühnen der Ruhrfestspiele stehen in diesem Jahr u. a. Stefanie Reinsperger („Selbstbezichtigung“), Ulrich Matthes und Wolfram Koch („Don Quijote“), Constanze Becker, August Diehl, Judith Engel und Nico Holonics („Drei Mal Leben“), Christine Groß, Katrin Klein, Astrid Meyerfeldt, Sophie Rois und Katrin Wichmann („Number Four“, Regie: René Pollesch), Lars Eidinger („Peer Gynt“) und Phelim McDermott („Tao of Glass“).

In der Literatur setzen die Ruhrfestspiele die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Kritiker und Moderator Denis Scheck fort. Eingeladen sind in diesem Jahr Saša Stanišić, Christoph Ransmayr und Judith Schalansky. Mit Lesungen sind u. a. die Schauspieler*innen Barbara Nüsse, Caroline Peters, André Jung und Devid Striesow zu Gast.

Als Weltpremiere präsentieren die Ruhrfestspiele 2020 im Rahmen des Genres Neuer Zirkus die neue Arbeit des Circa Contemporary Circus aus Australien mit dem Titel „Sacre“. Zwei weitere Beschäftigungen mit „Le Sacre du Printemps“ zeigen die Ruhrfestspiele 2020 zudem als Tanztheater: „The Sacrifice (Das Opfer)“ von Dada Masilo aus Südafrika und „Robozee vs. Sacre“, ein urbanes Solo der Tanzkompanie Renegade aus Herne. 2020 gehen die Ruhrfestspiele außerdem eine Kooperation mit der FIDENA, dem renommierten Figurentheaterfestival aus Bochum ein und präsentieren im Rahmen der Festspiele drei Produktionen.

Ein theatrales Porträt von drei Frauengenerationen aus Arbeiterfamilien im Ruhrgebiet und in Niederschlesien hat unter dem Titel „Arbeiterinnen / Pracujące kobiety“ als Koproduktion mit werkgruppe2, Schauspiel Essen und Teatr Polski – w podziemiu seine Uraufführung bei den Ruhrfestspielen. Ebenfalls im Genre #jungeszene zeigen die Ruhrfestspiele als Uraufführung und Koproduktion die neue Arbeit von kainkollektiv, „Gaia-Projekt. Eine Cyborg-Oper“.

Unter dem Titel „Nie wieder. Erinnern für heute und morgen“ gedenken die Ruhrfestspiele am 7. Mai 2020 zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund dem 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Neben der zentralen Gedenkveranstaltung finden in der ersten Maihälfte weitere Veranstaltungen in diesem Rahmen statt.

Das von dem französischen Künstler JR initiierte „Inside Out Project“ hat weltweit bereits über 260.000 Porträts in 129 verschiedenen Ländern hervorgebracht. Als Nachfolgeprojekt von „What Is the City but the People?“ geben die Ruhrfestspiele 2020 mit diesem Kunstprojekt Menschen aus Recklinghausen und dem Ruhrgebiet die Möglichkeit, sich fotografieren zu lassen. Die großformatigen Porträts werden an einem prominenten Ort in der Recklinghäuser Innenstadt das gesamte Festival über sichtbar sein. Zudem wird sich die zweite Ausgabe des „Ruhr Ding“ von Urbane Künste Ruhr 2020 u. a. in Recklinghausen, Herne, Marl und Haltern am See dem Thema Klima widmen und Projekte, Skulpturen und Installationen im öffentlichen Raum zeigen. Die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele 2020 präsentiert in diesem Jahr die Bildende Künstlerin Mariechen Danz in der Kunsthalle Recklinghausen.

Die Ruhrfestspiele begreifen den Bereich Kinder- und Jugendtheater als einen zentralen Pfeiler des Festivals und präsentieren auch in der kommenden Festivalausgabe ein Programm für alle Altersklassen. Mit Blick auf ganz persönliche Geschichten nehmen die eingeladenen Produktionen, die u. a. vom Moks Bremen, der Schauburg München, dem Jungen Ensemble Stuttgart, dem GRIPS Theater Berlin, aber auch vom Theater Artemis aus den Niederlanden kommen, politisch-gesellschaftliche Strukturen in den Fokus. Ein besonderer Schwerpunkt liegt außerdem auf vielen theaterpädagogischen Angeboten, die auch eine Reihe theaterpraktischer Workshops beinhalten.

Erstmalig realisieren die Ruhrfestspiele gemeinsam mit Studierenden verschiedener Universitäten in diesem Jahr einen Festspielcampus. In der Pfingstwoche begleiten Studierende und Lehrende das Programm der Ruhrfestspiele und beleuchten Strategien und Funktionen einer Dramaturgie des 21. Jahrhunderts.

Auf einen längeren Zeitraum angelegt ist zudem das Projekt „Lernpark“. Mit Unterstützung der Stiftung Mercator stellen die Ruhrfestspiele neue Wege in der Bildung ins Zentrum. Schüler*innen aus vier Recklinghäuser Schulen entwickeln mit etablierten Kunst- und Kulturschaffenden mehrere Projekte und präsentieren ihre Ergebnisse während des Festivals.

Die Ruhrfestspiele bieten in der Saison 2020 eine Vielzahl weiterer Programmpunkte an. Zu Gast sind u. a. Markus Stockhausen zusammen mit der WDR Big Band und dem WDR Funkhausorchester, Chilly Gonzales, die Tiger Lillies und Jan Plewka. Im Bereich Kabarett sind u. a. Sven Pistor, STORNO und Idil Baydar zu sehen. In der Bar42 präsentieren die Ruhrfestspiele in Zusammenarbeit mit dem DGB die Fortsetzung der Reihe „Partei ergreifen“. Außerdem finden hier Einführungen und Publikumsgespräche statt und unter dem Titel „Reden mit …“ laden die Ruhrfestspiele erneut ausgewählte Künstler*innen des Festivals zum Gespräch.

Der Kartenvorverkauf für die Ruhrfestspiele 2020 beginnt am Freitag, 31. Januar, um 9:00 Uhr.